Schon vor 1874 kommen die Prediger der Evangelischen Gemeinschaft (EG) Jakob Kächele und H. Gülich aus Süddeutschland nach Lippe. Sie finden bei einem Herrn Fritzemeier in Detmold, Hornsche Str., Aufnahme.
1874 besucht der in Essen wohnende Prediger Johannes Berger Lippe und predigt wiederholt in der ehem. „Steffanskirche” (1 in Lemgo zu großen Versammlungen.
1875 kommt Prediger Bernhard Beck aus Minden des Öfteren auch nach Lippe.
1876 findet der Mindener Prediger Christian Hahl Aufnahme bei einer Familie Krügermeier in Lemgo.
1878 laden die Familien Klaas und Neese die EG zu Versammlungen nach Detmold auf die Jerxerheide (heute Lagesche Str.) ein.
1879 werden anlässlich eines Himmelfahrtstreffens in Lütte die ersten fünf Kirchenglieder aufgenommen; drei dieser Glieder stammen aus Lemgo, zwei aus Hillentrup. Die fünf sind: Wilhelmine Grabe, Lemgo; Friederike Kuhlmann, Lemgo; Henriette Nolting, Lemgo; Luise Brand, Spork bei Hillentrup, sowie Karoline Brand, Spork, die spätere Frau von Heinrich Nolting d. Ä. und Großmutter von Emmi Borries, und Gustav Nolting d. J..
1880 kommt es zu einer Erweckung in Detmold. Außerdem besucht der deutsch-stämmige Bischof Joh. Jakob Escher aus den USA anlässlich seines Deutschlandbesuchs die „Detmolder Mission“. Am 15.08. wird in der Grabbestraße 8 ein kleiner Saal eingeweiht, dazu gehört auch eine angemietete Wohnung, in die der erste ortsansässige Prediger Paul Beck (1878-1881) einzieht.
1881 beschließt die Vierteljahreskonferenz am 8.01. die förmliche Organisation der Detmolder Gemeinde. Erster Klassführer wird Fritz Winter, Hilfsklassführer Heinrich Nolting sen.. Jetzt gibt es schon eine Sonntagsschule mit 50 Kindern in Detmold, dazu 5 weitere Sonntagsschulen in Lemgo, Jerxerheide, Lage, Waddenhausen und Heiden, die von insgesamt 300 Kindern besucht werden; etwas später kommt noch Remmighausen dazu. Simon Winter, der später selbst Prediger wird, zählt zum Helferkreis. Mit Bischof Thomas Bowmann kommt wiederum ein EG-Bischof nach Detmold. Der Gottesdienst mit dem Bischof findet im Arminiushotel statt. Tags darauf fordert ein Zeitungsartikel die Verhaftung des Bischofs, der sich einer zu drastischen Sprache bedient und Sünde zu schonungslos gegeißelt hatte. In diesem Jahr zählt die Gemeinde bereits 36 Glieder, die mit ihrem Prediger Wienands einen „Kirchenbauverein“ und am 8.08. auch den gemischten „Immanuelschor“ mit 16 Sängerinnen und Sängern gründen.
Am 10.10. findet die erste kirchliche Trauung der EG in der kircheneigenen Kapelle in Bünde statt. Das durch seine Tabakindustrie reich gewordene Bünde gilt in jener Zeit immer noch als Hochburg der Minden-Ravensbergischen Erweckungsbewegung, in dem jährlich beeindruckende Missionsfeste mit tausenden von Menschen stattfinden. Die Eheleute Karoline Brand und Heinrich Nolting entscheiden sich für Bünde, nicht nur des attraktiveren Raumes wegen; sie mussten in Detmold auch mit Recht um die Störung ihres Festes durch Steinewerfer fürchten. Ab 1883 wird die Bündener Gemeinde aufgrund eines Konferenzbeschlusses Minden angegliedert.
1882 zieht die Gemeinde am 26.03. in ein angemietetes Haus in die Elisabethstr. 57 um. An folgenden Orten werden Stubenversammlungen oder Gottesdienste gehalten: Lemgo, Loßbruch, Bentrup, Heiden, Barntrup, Schwelentrup, Steinegge, Ohrsen, Greste, Jerxerheide, Klüt, Lütte, Kluckhof, Hasebeck, Leopoldstal und etwas später auch noch in Billerbeck, Lage, Lieme und Istrup. In Istrup sind es die Familien Kuhfuß und Strohmeier, die die Arbeit wesentlich mittragen. Später ziehen sie nach Detmold um.
1883 empfiehlt die Gemeinde der Konferenz den jungen August Neese von der Jerxerheide als Predigtamtsbewerber.
1887 kauft der Maurermeister Saak, selbst kein EG-Kirchenglied, aber Rückkehrer aus den USA, für die Gemeinde von 42 Gliedern einen Bauplatz in der Mühlenstraße. Der Rohbau von Kapelle und Wohngebäude wird trotz erteilter Baugenehmigung auf Betreiben von Gegnern der Gemeinde nach Fertigstellung des Kellergeschosses stillgelegt. Schließlich veranlasst der Bürgermeister den Weiterbau. Der Grund: Die Verlässlichkeit seiner Dienstmädchen, die beide zur EG gehören, hat ihn überzeugt, dass die EGler ohne Grund diffamiert werden. Am 18.12. findet die Einweihung der „Immanuelskapelle“ statt. Kostenpunkt: 13.400,– RM. Bald darauf löst das Gaslicht die Petroleumlampen im Gottesdienstraum ab.
1893 kommt August Neese nach Gehilfenjahren, nach der Ausbildung im Predigerseminar und einigen Dienstjahren in verschiedenen Gemeinden als Prediger in seine Heimatgemeinde zurück.
1897 werden nach kritischer Sichtung die Predigtplätze Lemgo und Lieme aufgegeben; auch die Gliederzahl geht zurück, weil einige Glieder ausgeschlossen werden müssen. Die Sonntagsschulen in Waddenhausen, Loßbruch, Bentrup und Pivitsheide bleiben neben der Detmolder bestehen. Von 1899–1906 wird auch Bielefeld mitbedient.
1900 hilft eine Einzelspende über 2.000,– RM die Bauschulden überschaubarer zu machen. Bei einer Evangelisation im Herbst kommen 35 Menschen zum Glauben, von denen sich etliche der Gemeinde anschließen; u.a. auch Johanne Mann(e)s, die – obwohl selbst lebenslang leidend – durch ihren unermüdlichen Einsatz zu einer „Mutter der Gemeinde“ werden wird.
1901 sterben aus dem Haus des Gemeindegastgebers, Schuhmachermeister Friedrich Beine in Bentrup, innerhalb weniger Wochen drei Familienmitglieder. Der Vater und die Schwiegertochter werden am gleichen Tag beerdigt, wenig später auch der Sohn und Gatte, dem schon die erste Frau gestorben war. Heinrich Willer notiert zu diesem Vorfall: „In einem Zeitungsartikel (der nicht aufzufinden war) wurde in ehrenvoller Weise der Heimgegangenen gedacht und betont, dass dieselben ein hell leuchtendes Vorbild für das ganze Dorf gewesen seien”.
1906 bekommen Bielefeld und erneut auch Minden eigene Prediger. Jedenfalls werden in diesem Jahr wenigstens 46 Personen aus Bielefeld an die dortige Gemeinde überwiesen, oder – wie man damals sagte – „der Klasse Bielefeld und laut Konferenzbeschluß der Bielefelder Mission zugeteilt“. Nach dem Tod des geschätzten Klassführers Heinrich Nolting d. Ä., werden die Brüder Karl Wallbaum, Ludwig Gröne, Gustav Lüke und Heinrich Willer zu „Gemeindebeamten“ gewählt.
1908 wird die zu klein gewordene Kapelle durch Um- und Ausbau zur Kirche (siehe Titel) erweitert. Am 29.11. findet die Einweihung statt, zugleich wird der Name in „Immanuelkirche“ geändert.
1909-1910 wird ein 2. Versuch gemacht, in Lemgo eine Gemeinde zu gründen; der 1. Weltkrieg wird dieses Bemühen zunichte machen. Dafür kann die ebenfalls unterbrochene Arbeit in Lage wieder aufgenommen und die Gemeinde organisiert werden. In Herford und Blomberg – hier zunächst nur sporadisch – wird mit einem Hauskreis begonnen.
1913 kann am 5.10. das Gemeindehaus in Lage, Bruchstraße 13, seiner Bestimmung übergeben werden. Der Detmolder Bläserchor – 1894 gegründet – spielt bei der Einweihung.
1914-1918 bringt der 1. Weltkrieg den schmerzlichen Verlust von 12 Kirchengliedern in Lippe. Karl Wallbaum d. J. kehrt erst 1920 aus französischer Gefangenschaft heim. Aufgrund der Kriegsfolgen währt die 2. Amtszeit von August Neese in Detmold 10 Jahre; eine Zeit, die dem gealterten Mann zuletzt erkennbar schwer fällt, der Gemeinde aber trotzdem gut tut. Neese ist immer noch ein blendender Prediger mit erstaunlich fortschrittlichen Ideen: Die schlecht besuchte Bibelstunde löst er auf und initiiert Hauskreise, die von den „Gemeindebeamten“ zu halten sind. Das verstärkt nicht nur die innergemeindliche Nähe zueinander, sondern wirkt auch wie ein Schulungsprogramm für die Mitarbeiter.
1919-1927 erfährt die Gemeinde eine Zeit des Umbruchs. Unmittelbar nach Kriegsende müssen die letzten Glieder der Gründergeneration zu Grabe getragen werden. 1919 sterben Karoline Nolting und Fritz Winter, der erste Klassführer der Gemeinde und ein lippisches Original, der sich z.B. bei seinen Hausbesuchen so anmeldete: „Der Winter steht vor der Tür.“ Aus Dankbarkeit wird von den aus dem Krieg wohlbehalten heimgekehrten Männern am 10.10. der „Männerchor Zion“ gegründet. 1920 kann endlich der „Friedhofsstreit“ mit der Landeskirche beigelegt werden. Bis dahin hatten es unsere Gemeinden oft erlebt, dass die Landeskirche angestammte Rechte einforderte, so dass nicht selten den EG–Predigern das Betreten der Friedhöfe untersagt war. In einem Fall bestand für den Prediger keine andere Möglichkeit, als von außen her, über die Friedhofsmauer hinweg die Trauergemeinde anzusprechen. Diese Situation hatte schon 1901 in Gelsenkirchen zur Anlage eines kircheneigenen Friedhofs geführt, der noch heute besteht. Mit Simon Winter wird am 31.01.1935 ein EG-Prediger auf einem Detmolder Friedhof seine letzte Ruhestätte finden. – Völlig anders gestaltete sich von Anfang an das Verhältnis zur Evangelischen Landeskirche in Berlin. Als man dort 1913 das 25-jährige Bestehen der Evangelischen Gemeinschaft feierte, ging bereits ein überaus freundliches Schreiben mit den herzlichsten Segenswünschen des Oberhofpredigers Dryander ein. Er bot unserer Kirche die Hand „zur Bekämpfung des Unglaubens und zur Gewinnung der religionslosen Massen”. Der Allianzgedanke setzt sich mehr und mehr durch. Im Ringen um Einfluss auf die Schulen sucht man landeskirchlicherseits den Schulterschluss. Sonst aber gibt es bedenkliche Erscheinungen: Die Wirtschaftslage ist bedrückend, „der Glaube an Recht und Treue im Volk zerstört,“ der Bibelstundenbesuch ist rückläufig. 1923 kommt Wilhelm Jörn zu einer Evangelisationswoche, bei der sich 70 Menschen für Christus entscheiden. In diesem Jahr verzeichnet die Gemeinde einen Zugang von 19 Gliedern.
1928 kommt mit Paul Handt ein neuer, frischer Wind, der ich nicht zuletzt für Blomberg wohltuend auswirkt: Nun werden regelmäßige Zusammenkünfte angeboten und die Gemeinde neu organisiert. Paul Handt wird nach Baron von Reden der 2. Vorsitzende der Ev. Allianz. 1931 tagt die Jahreskonferenz in Detmold.
1931 wagt man in Blomberg mit der Anmietung eines Saales eine Evangelisation durchzuführen, die einige hundert Zuhörer erreicht und für viele zu einer tiefen Glaubenserfahrung wird. Die größer gewordene Gruppe muss sich mit einem Wirtshaussaal begnügen, eine unbefriedigende Situation. Zu den Wochenveranstaltungen genießt man die Gastfreundschaft von Familie Meier am Brink, ehe am Kurzen Steinweg 14 passende Räumlichkeiten gefunden und 1935 eingeweiht werden. Doch vor dem Bau der Kapelle 1952/53 in der Vöchtingstraße 9 musste man noch einmal in die Gartenstraße umziehen. Die Lösung der Raumfrage bringt aber nicht mehr die weiter erhoffte, kontinuierliche Entwicklung der Gemeinde, die sich unvermutet auch in der Nachbarschaft der Selbständigen ev.-lutherischen Kirche (Missouri-Synode) vorfindet.
Mit Familie Meier wird die 2. Säule der Blomberger Gemeinde erkennbar. Das Bild von August Meier hat Heinrich Willer bei den „Gestalten“ in Lippe eingereiht. Sein Sohn Heinrich Meier und dessen Schwester Pauline Ohm haben in großer Treuer die Arbeit des Vaters weitergeführt. Zwischen 1961–1963 gelingt es den Praktikanten und einem Mitarbeiter aus der Detmolder Jugendarbeit noch einmal einen ansehnlichen Jugendkreis – vornehmlich mit gemeindefremden Jugendlichen - zu sammeln; eine Arbeit, die danach nicht fortgeführt werden kann. Als Heinrich Meier im Juli 1984 – zwar betagt, aber immer noch rüstig und darum unvermutet – stirbt und seine treue Frau ihm ein gutes Jahr später folgt, erscheinen auch die Tage der immer kleiner gewordenen Blomberger Gemeinde gezählt. Pauline Ohm ersehnt im Kreisaltersheim in Blomberg nahezu taub und blind den Tag ihres Heimgangs herbei. Im Jahr 2004 wurde noch ihr 100. Geburtstag gefeiert. Sie verstarb im darauffolgenden Jahr kurz vor ihrem 101. Jahrestag.
1933-1938 sind die Auskünfte über die Zeit des Nationalsozialismus mager. Immerhin geben einige Stichworte zu denken: 1933: „…politische Spannungen, die aber dem Werk keinen Schaden zufügen. Fast alle Glieder, die nicht Beamte waren, waren erwerbslos“. 1934: „…die Jugendarbeit leidet unter der organisatorischen Auflösung.“ 1935: „In Blomberg versuchte man, uns durch alle möglichen Mittel unmöglich zu machen: Lügen, Drohung, die Kinder nicht zu konfirmieren, Verbot der Kalenderverteilung usw.“ 1936: „In Lage versuchte man die Versammlung zu sprengen, was aber nicht gelang.“ Für 1936 zieht Heinrich Willer Bilanz: „300 Glieder nach 60jähriger intensiver Arbeit, das ist keine weltbewegende Zahl“; sie hätte ein Vielfaches betragen können, wenn die EG die Abwerbung betrieben hätte, die Kritiker ihr immer vorwarfen. 1938: Leider „zeigt die Mitgliedschaft in Detmold eine Abnahme. Gegenwärtiger Gliederstand 300, davon hat Blomberg 30, Lage 68.“ Bald zieht der Krieg alles in seinen Bann.
1934 zählen zum Detmolder Gemeindevorstand die folgenden Brüder: August Brokmann d. Ä., Fritz Brokmann, Ludwig Gröne, Gustav Nolting d. Ä., Heinrich Nolting d. J., Heinrich Hunold, Karl Kempin, Emmanuel Kölln, Simon Oetermann, Fritz Steuer, Walter Strohmeier, Friedrich Murschall, Karl Wallbaum d. J. und Heinrich Willer. Heinrich Nolting d. J. wird später die Gemeinde viele Jahre bei der Konferenz vertreten und bis in sein hohes Alter als Laienprediger einen geschätzten Dienst tun.
1939-1945 Die „Ehrentafel“, die Heinrich Willer auflistet, weist für den 2. Weltkrieg die Namen von 21 Gefallenen und 7 vermissten oder verschollenen Brüdern auf. Da keiner dieser Genannten heimgekehrt ist, müssen sie wohl allesamt zu den Kriegstoten gerechnet werden, d.h. 28 Kriegsopfer. Ende März 1945 werden Kirche und Wohnhaus durch Brandbomben schwer beschädigt. Etwa 100 Meter Luftlinie von der Brandstätte entfernt war knapp 7 Jahre zuvor ein anderes Gotteshaus in Flammen aufgegangen. An dem Platz, an dem die jüdische Synagoge gestanden hat, findet sich heute ein Gedenkstein mit der zu Herzen gehenden, zukunftsweisenden Mahnung aus Maleachi 2,10: „Haben wir nicht alle einen Vater? Hat uns nicht ein Gott geschaffen? Warum verachten wir denn einer den andern und entheiligen den Bund mit unseren Vätern?“ – Der mustergültige Einsatz der Gemeinde unter Leitung von Gustav Nolting d. Ä. ermöglicht bereits im Sommer die Wiederherstellung der Immanuelkirche. Am 26. August ist die Einweihung, so dass auch
1946 die Jahreskonferenz in Detmold stattfinden kann. Im darauf folgenden Jahr besuchen die Bischöfe George E. Epp und John S. Stamm den Bezirk.
1951 ist unsere Gemeinde an der Durchführung der „Evangelischen Woche“ beteiligt und erlebt als Gastprediger den Pfarrer Karl Immer, Emden, der als Pastor von Barmen-Gemarke im Kirchenkampf gegen den Nationalsozialismus bei der Barmer Bekenntnissynode 1934 zu den maßgeblichen Persönlichkeiten zählte und später inhaftiert worden war. Für die Gemeinde in Lage kann das Grundstück an der Hindenburgstraße käuflich erworben werden. – Diestelbruch wird Predigtplatz. Diakonisse Elsbeth Reich beginnt ihren Dienst auf dem Gemeindebezirk Detmold/Lage. Familie Helmut Hertel übernimmt den Hausmeisterdienst in Detmold.
1952-1953 erfolgen Grundstückskauf, Bau und Einweihung der Kapelle in Blomberg, Vöchtingstraße 9.
1954-1962 tritt Theodor Goebel die Nachfolge des zum Superintendenten gewählten Immanuel Mohr an. Da die JK keinen Gehilfen abstellen kann, unterstützt Prediger i.R. Wilhelm Krätzler den Gemeindepastor im ersten Jahr mustergültig. Gemeinde- und Zeltevangelisationen ergänzen die Gemeindeaktivitäten und weisen deutliche Segensspuren aus. In den Jahren von 1954–59 können insgesamt 103 Glieder aufgenommen werden, so dass 1959 mit 442 Gliedern der höchste Gliederstand in der Gemeindegeschichte erreicht wird. 1960 tagt die Jahreskonferenz wiederum in Detmold. Wie viele Kirchenglieder Pastor Theodor Goebel 1962 an seinen Nachfolger übergibt, kann nicht mehr ermittelt werden. Am 2. Advent wird die neue Orgel in Dienst genommen.
1963 feiert die Gemeinde in Lage am 20.10. die Einweihung ihrer Erlöserkirche, Am Gerstkamp 2.
1964 findet am 01.03. in Lage die Einführung von Pastor Manfred Sanden statt; am 01.06. wird Lage ein eigenständiger Gemeindebezirk. 108 Gemeindeglieder werden nach Lage überwiesen.
1968 wird die Vereinigung von Evangelischer Gemeinschaft (EG) und Methodistenkirche (MK) zur Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) in den eigenen Reihen kaum wahrgenommen. Die Auseinandersetzung mit der beachtenswerten Herkunftstradition erfolgt oft nur widerwillig und ist weithin von nostalgischen Rückerinnerungen überlagert. Jetzt zeigt sich: Die Gemeindetheologie der EG ist auf vielen Gebieten mehr von der Gemeinschaftsbewegung geprägt als von den eigenen Wurzeln bestimmt. – In Detmold werden die Kirchenbänke durch Stühle ersetzt. Evangelisationen mit Heinz Stoßberg (1969), dem Janz-Team (1970) und den Janz-Team-Singers (1972) bringen etliche Entscheidungen für Christus. 300–400 Jugendliche besuchen die Abende mit den Janz-Team-Singers, so dass es auch bei den jungen Leuten zu zahlreichen Bekehrungen und zu einer Belebung der Jugendarbeit unter einem 10-köpfigen Mitarbeiterteam kommt. An den Gymnasien der Stadt werden von den von Jugendlichen Gebetskreise eingerichtet. Die Gemeinde kann einen Gewinn von 11 neuen Gliedern verzeichnen. Dennoch führt eine notwendige Bereinigung des Kirchenbuches dazu, dass zwischen 1965– 1972 aufgrund von Nichtbeteiligung am Gemeindeleben oder durch Überweisung an die „Zerstreutenliste“ der Konferenz 53 Glieder ausscheiden. In diesem Jahr beendet Gemeindeschwester Elsbeth Reich nach 17-jähriger aufopferungsvoller Tätigkeit ihren Dienst. Ihr Einsatz in der Gemeinde, sowohl im sozial-diakonischen Bereich als auch in vielen Zweigen der Gemeindearbeit, z. B. in der Kinder- und Jugendarbeit oder im Frauendienst, hat bis in die heutige Zeit Spuren hinterlassen. Ihr Wirken in Detmold stand unter besonderem Segen.
1971 kann das benachbarte Anwesen Detmold, Mühlenstr. 18, angekauft werden. Als Ziel steht die Erweiterung des Kirchenareals zum Gemeindezentrum vor Augen.
1976 wird im Dezember mit den Bauarbeiten zur Erweiterung der Kirche – unter Einbeziehung der Mühlenstr. 18 – begonnen. Bald zeigt sich, dass der Kostenvoranschlag über DM 450.000,– nicht zu halten ist. Fließsand macht eine spezielle Pfahlgründung nötig und das Bauamt besteht darauf, das hölzerne Treppenhaus im Wohnhaus abzureißen. Schließlich stellen sich die Kosten auf DM 720.000,– (einschl. Außenanstrich, Innenrenovierungen und neuer Bestuhlung sogar auf DM 774.000,–). Durch eine Rücklage von DM 71.000,–, eine Spendenaktion und praktische Eigenhilfe werden die Kosten weitgehend aufgefangen, so dass nur rund DM 155.000,– an Fremdmitteln in Anspruch genommen werden müssen. Nach 7 Jahren sind – dank der Spendenfreudigkeit unserer Glieder – alle Bauschulden getilgt.
1978 erfolgt am 26.02. die Einweihung des neuen Gemeindezentrums, an dessen Realisierung Herbert Nolting maßgeblichen Anteil hat. - Nahezu parallel zur Verfügbarkeit der neuen Räume ergibt sich ein erfreulicher Aufschwung in der Teenie- und Jugendarbeit – fast kann man von einer Erweckung sprechen. Auch eine „Altenbegegnungsstätte“ (später „Seniorenkreis“ u. heute „Nachmittag der Begegnung“) kann angeboten werden. Mit der Reise zur „German Mission“ nach London beginnt eine Reihe von Gemeindefahrten, die ein Empfinden für die „weltweite EmK“ wecken, das Verständnis der Generationen untereinander innerhalb der Gemeinde fördern und sich zudem in ihrer missionarischen Ausstrahlung hilfreich erweisen. Weitere Ziele sind in den Folgejahren: Paris (`79), Straßburg (`80), London (`81), Berlin (West u. Ost, `82), Israel (`83), Wien (`84), Genf (`85) und Prag (`86). Gerd Rumler hat dieses Konzept in seine Zusammenstellung „Christsein zum Anfassen – Christ aktuell: Modelle künftiger missionarischer Existenz“ (Wuppertal, 1981) unter dem Titel „Missionarische Gemeindefahrt“ aufgenommen.
1981 findet eine Jugendevangelisation mit Pastor Joachim Georg statt. Bis zu 60 jugendliche Besucher kommen, von denen sich nicht wenige für Jesus Christus entscheiden. Auch die Gestaltung der Gottesdienste profitiert von dieser neuen Lebendigkeit. Für die angestammte Gottesdienstgemeinde ist es nicht immer leicht, sich auf die neuen Akzente einzulassen, was allerdings nicht ursächlich ist für den Rückgang der Jugendlichen in der nächsten Zeit. Trotzdem – statistisch gesehen weist das durchschnittliche Lebensalter der Gemeinde zwischen 1975 und 1986 eine Verjüngung von 5 Jahren aus. Allerdings geht die Zahl der Kirchenglieder zwischen 1975–86 von 206 auf 196 zurück. Der Gemeindepastor Walter Berchter ist von 1981–1984 für eine Wahlperiode der Vorsitzende der Lippischen Allianz und
1982 Mitinitiator der gegründeten ACK (Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen) in Lippe. In diesem Jahr ergeht auch die Bitte, mit einem Hauskreis in Rietberg zu beginnen. Dieser Kreis ist in einem engen Zusammenhang mit der Blomberger Gemeinde zu sehen: Frau Elisabeth Briegmann möchte nach dem jähen Tod ihres Mannes ganz bewusst den Kontakt zur Gemeinde halten. Ihr guter Einfluss auf katholische Freundinnen führt dazu, dass der Kreis bis auf 12 Besucher anwächst; eine Zahl, die sich allerdings nicht durchhält. Im November besucht Bischof Hermann Sticher unseren Gemeindebezirk. Etwa um diese Zeit wechselt auch die Leitung der Sonntagsschule, die mit viel Liebe und Treue von Heinz Wiesekopsieker, sen. versehen wurde. Ohne die Sonntagsschule überhaupt ist das Werden und Wachsen unserer Kirche in Lippe nicht zu verstehen. Nach dem Beginn dieser Arbeit, die bereits 1879 mit der Sonntagsschul-Weihnachtsfeier in einer Lemgoer Turnhalle ihren ersten Höhepunkt erreicht, wurden wenigstens in 12 (Vor-) Orten Sonntagsschulen – meist in Verbindung mit Predigtplätzen – eingerichtet. Genannt werden: Lemgo, Detmold, Jerxerheide, Lage, Heiden, Waddenhausen, Klüt, Ohrsen, Bentrup, Loßbruch, Blomberg und Pivitsheide.
In Pivitsheide hat sich die Arbeit lange Zeit besonders gut entwickelt. Als Wochenstunden weitergeführt, konnte sie bis etwa 1964 mit der stattlichen Zahl von bis zu 100 Kindern aufwarten. Schwester Elsbeth Reich fand bei dieser Aufgabe lange Zeit die Unterstützung einiger engagierter jüngerer Detmolder MitarbeiterInnen. Neben der Sonntagsschule waren es immer auch die Chöre und der Frauendienst, die die Gemeindearbeit bereicherten und stabilisierten. Setzten die Chöre – der Gemischte Chor gedenkt in diesem Jahr der 120 Jahre seines Bestehens – wesentlich bei den Gottesdiensten, Festen und Feiern die Akzente, so konnte der Frauendienst mit seinen Basaren in bedeutender Weise die Missionsarbeit finanziell unterstützen.
1984 Beim Jahreswechsel 1983/84 führt ein Gemeindeteam zum ersten Mal die Aktion „Brot statt Böller“ mit gutem Erfolg in der Detmolder Fußgängerzone durch. Diese Straßensammlung wird auch die nächsten Pastorenwechsel überstehen und in den folgenden 17 Jahren ein Ergebnis von ca. 43.000 DM für „Brot für die Welt“ erbringen. 120 Gottesdienstbesucher kommen sonntäglich im Durchschnitt in Detmold zusammen. Die Situation in Blomberg ist dagegen bedrückend. Es gibt noch 9 Gemeindeglieder, 3 Kirchenangehörige und etwa 7 Freunde.
1985 Nachdem auch Pauline Ohm – zuletzt nahezu taub und blind – im Alter von fast 99 Jahren starb, musste die schon lange nicht mehr genutzte Kapelle 2007 verkauft werden.
1986 Blomberg wird auf Wunsch der verbliebenen, treuen Gemeindeglieder als regelmäßiger Predigtplatz aufgegeben. Eine Bibelstunde und ein monatlicher Frauenkreis werden beibehalten. In der Folgezeit, über 11 Jahre, holen engagierte Gemeindeglieder die verbliebenen, treuen Blomberger sonntäglich zum Gottesdienst nach Detmold. Inzwischen ist der regelmäßige Fahrdienst aufgrund des hohen Alters der wenigen noch lebenden Glieder und Freunde in Blomberg eingestellt.
1988 beginnt die Gemeindepartnerschaft mit der EmK-Gemeinde Potsdam-Drewitz (damals noch DDR). Durch regelmäßige wechselseitige Gemeindebesuche, die ein Mal im Jahr stattfinden, und durch Kontakte zwischen einzelnen Familien wachsen intensive Beziehungen im Verhältnis unserer Gemeinden zueinander.
1989 macht sich am 18. Mai die Bezirkskonferenz die Empfehlung der Gemeindeversammlung zu eigen und entscheidet positiv über die Bewerbung von Christine Guse zum pastoralen Dienst in der EmK.
1992 tagt die letzte Jährliche NW-Konferenz vor der Vereinigung mit dem Berliner Distrikt der OJK zur NJK in Detmold.
1998 kommt es zu einer Kirchenrenovierung, wobei der Eingangsbereich nach innen hin neu gestaltet wird. Die Außeneingangstür bleibt unverändert. Im Zuge der Neugestaltung des Kirchenraumes muss ein neuer Platz für die (Gefallenen-) Gedenktafel gefunden werden. Bei einem besonderen Gemeindeabend gelingt es, in großer Offenheit über die persönlichen Beziehungen zur Gedenktafel zu sprechen und meist mit einem hohen Maß an Sensibilität einander zuzuhören. Einmütig wird festgestellt, dass die Gedenktafel zur Erinnerung und Mahnung einen würdigen Platz im Gemeindezentrum haben soll. So hängt sie seitdem im Foyer über den Zeitschriftenfächern.
1999 Egon Hettler, der 30 Jahre die Bezirkskasse geführt hat, und Norbert Blänkner, der die Gemeinde 20 Jahre bei der Konferenz vertrat, stellen sich nicht mehr zur Wahl. Zum ersten Mal nehmen auch zwei Vertreter des Detmolder Gemeindebezirks anlässlich eines anstehenden PatorInnenwechsels am sogen. »Runden Tisch« Platz. Hierdurch soll ein Mitspracherecht der PastorInnen und Bezirke bei anstehenden Versetzungen gewährleistet werden.
Schließlich werden Ulrike Burkhardt-Kibitzki und ihr Mann Jörg Kitbitzki für Detmold und Lage vorgesehen, wobei Jörg schwerpunktmäßig für Lage und Ulrike mit einer 75%igen Dienstbeauftragung für Detmold zuständig sein soll.
2000 Volker Bruckart hat jetzt dem Gemeindebezirk 14 Jahre gedient. Wenn auch keine ausgesprochenen Evangelisationen stattfanden – zuletzt scheiterte die vorgesehene Einladung des EmK-Mobils am Mitarbeitermangel - so hat er doch eine Fülle von Angeboten gemacht, die zum persönlichen und gemeindlichen Christuszeugnis befähigen konnten. In diesem Zusammenhang sind auch die ökumenisch ausgerichteten Stadthallengespräche zu nennen. Zwischen 1995 und 1999 ist unsere Gemeinde 4 Mal durch engagierte Mitarbeit intensiv beteiligt, sowohl an der Leitung der Abende (Durchführung und Moderation) als auch im Rahmen von Gesprächsleitung bei den Tischgesprächen. Bedrückend muss es für Volker Bruckart gewesen sein, dass sich in der Anfangszeit seiner Tätigkeit in Detmold eine erhebliche Zahl zuvor treuer Mitarbeiter anderen Gemeinden mit einem Frömmigkeitsstil zuwandte, der von dem unseren deutlich zu unterscheiden ist. Jetzt wechselt er zur Detmolder Partnergemeinde nach Potsdam. Das Kirchenbuch weist 139 Kirchenglieder aus.
Mitte August treten die Eheleute Burkhardt-Kibitzki ihren Dienst in Detmold und Lage an. Die Umstände ihres Einlebens in Detmold und des Sicheinstellens auf die Gemeindesituation gestalten sich aus der Sicht des Pastorenehepaares außerordentlich schwierig, so dass sich die Eheleute Burkhardt-Kibitzki entschließen, eine neue Dienstzuweisung nach Süddeutschland zu beantragen. Damit wird dem ursprünglichen Wunsch von Ulrike Burkhardt-Kibitzki entsprochen, in den Süden zu wechseln. Am 2.11. nimmt der Gemeindevorstand diesen Entschluss betroffen entgegen.
Die Information der Gemeinde geschieht schließlich durch eine von der Pastorin abgefassten Erklärung. Die so getroffene Entscheidung ist umso schmerzlicher, als die JK für 2001/2002 aufgrund der personellen Enge für ein Jahr keine Neubesetzung des Gemeindebezirks vorsehen kann.
2000 für die Zeit von drei Wochen gewährt die Gemeinde aufgrund eines deutlichen Mehrheitsbeschlusses des Gemeindevorstands ein Kirchenasyl für ein älteres, gesundheitlich angeschlagenes yesidisches Ehepaar aus Georgien, das vor der Abschiebung steht. Aufgrund dieser Entscheidung des Vorstands kommt es zu erheblichen Spannungen in der Gemeinde, die allerdings – Gott sei Dank! - bis zum Jahresende ausgeräumt werden können. Das gewährte Kirchenasyl hat schließlich noch den überraschenden, erfreulichen Nebeneffekt, dass zwei Frauen unterschiedlichen Alters, die bisher in einer weniger verbindlichen Weise der Gemeinde zugehörig zählten, sich als Kirchenglieder aufnehmen lassen.
2001 übernimmt Pastor Manfred Selle, Bielefeld, zu seinen dortigen Aufgaben noch die Leitung des Detmolder Gemeindebezirks. Er kann mit der Unterstützung der vier auf dem Bezirk ansässigen Ruhestandspastoren rechnen, soweit diese nicht aus gesundheitlichen Gründen gehindert sind. Es sind die Brüder (in Klammern die Altersangabe): Gustav Kemper (84), Siegfried Soberger (76). Daniel Dittert (67) und Walter Berchter (63). Dankbar ist die Gemeinde für den Dienst der Ruhestandspastoren und auch für den Einsatz vieler Gemeindeglieder, die zusätzliche Aufgaben und Dienste übernehmen.
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